Viele Bürgerinnen und Bürger ärgern sich über die Politik. Ich bin eine davon, obwohl ich selbst Politikerin bin. Ist das unlogisch? Finde ich nicht! Ärger entsteht, wenn anders entschieden wird als man es für richtig hält. Es kann schwierig sein, zu durchblicken wie Entscheidungen getroffen werden. Sicher ist aber - keine Entscheidung ohne sorgfältige Abwägung und ohne Mehrheit. Das tröstet mich in meinem Ärger. So ist es in einer Demokratie.
Vor 10 Jahren wurde ich aufgefordert, meine Gemeinde im Kreistag zu vertreten. Zuerst habe ich abgelehnt, meinte es sei Zeitverschwendung. Dann habe ich mich doch aufstellen lassen und wurde gewählt. Das habe ich nicht bereut. Insbesondere weil ich erfahren habe, dass ich mit meiner Stimme – nicht nur die auf dem Stimmzettel - viel bewegen kann. Mut dazu muss man aber haben oder finden.
Ich bin keine Vollzeitpolitikerin, sondern ehrenamtliche Kommunalpolitikerin. Neben dem normalen Job und Familie investiere ich meine Freizeit in die kommunale Selbstverwaltung. Die Kommunalpolitiker lesen sich dazu in Themen ein, um mit notwendiger Kenntnis über Vorschläge zu entscheiden. Sie bringen eigene Ideen ein und setzen Prioritäten. Dafür bekommen sie eine kleine Aufwandsentschädigung. Und immer wieder Ärger.
Vieles habe ich erlebt: Widerstand gegenüber meinen Ideen, Kritik wegen meiner Meinung, dass Ausgrenzung immer kontraproduktiv sei (Abgrenzung aber nicht), Verwunderung über Ablehnung eines Inklusionsprojektes bei den sozialen Kollegen u.v.m.. Politik ist nie langweilig. Es ist wichtig und attraktiv, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Gerade auch Gespräche mit Kollegen aus anderen Parteien sind oft interessant und können zu Verständnis und sogar Freundschaften führen.
Wenn Bürger mit der Arbeit unzufrieden sind, gibt es viele Möglichkeiten, Rückmeldungen an die Politik zu geben. Nicht nur auf Wahlveranstaltungen sind sie erreichbar. Das ganze Jahr gibt es öffentliche Veranstaltungen, die viel mehr besucht werden könnten. Wissen Sie eigentlich, dass die Sitzungen der Ausschüsse in Kreis und Gemeinde öffentlich sind und immer eine Einwohnerfragestunde bieten?
Am 6. Mai ist es wieder so weit. Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker werden für fünf Jahre gewählt. Gehen Sie wählen. Sagen Sie Ihre Meinung, aber seien Sie konstruktiv und offen. Politiker sind ganz normale Menschen. Wir möchten gerne ins Gespräch kommen – reden statt schimpfen! Und versprochen, wir geben unser Bestes.
Janne Bollingberg, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion
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