Retter in der Not

21.11.2016
Gastkommentar

Gastkommentar von Kirstin Krochmann im Stormarner Tageblatt

Wenn Sie die Nummer 112 anrufen, dann landet Ihr Anruf in der Integrierten Rettungsleitstelle (IRLS) in Bad Oldesloe. Doch nicht nur Anrufe aus Stormarn, sondern auch aus den Nachbarkreisen Herzogtum Lauenburg und Ostholstein werden in Bad Oldesloe angenommen und in gebotener Eile zuverlässig bearbeitet. So steuern die Disponenten jährlich rund 125.000 Noteinsätze der Feuerwehr und des Rettungsdienstes sowie etwas weitere 95.000 sonstige Einsätze – im Durchschnitt somit rund 600 Einsätze täglich. 

Dies fordert den Disponenten viel Konzentration ab, aber auch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen im Umgang mit dem meist nervösen und sich in einer Notsituation befindlichen Hilfesuchenden. Zur Steuerung der Einsätze der vorhandenen Rettungswagen und dienstbereiten Feuerwehren im Kreis erhalten die Disponenten technische Unterstützung durch Computerprogramme, die einen optimalen und schnellen Einsatz gewährleisten sollen. 

So wurde in diesem Jahr eine neue Software eingeführt namens COBRA 4, die bedauerlicherweise die ein oder andere Startschwierigkeit mit sich brachte. Immer wieder rückten Feuerwehren zu Einsätzen aus, bei denen der Umfang der Alarmierung nicht der Schwere des Schadenfalls entsprach. Wenn die Feuerwehren – insbesondere auch die kleinen ehrenamtlichen Wehren auf dem Land – vermehrt zu Einsätzen gerufen werden, die sich bei Ankunft am Einsatzort als nicht erforderlich erweisen, dann ist das vorsichtig ausgedrückt unerfreulich! Wenn die Feuerwehrfrauen und –männer bei Alarmierung im Job alles stehen und liegen lassen oder nachts in Windeseile aus den Betten springen und um den Schlaf gebracht werden, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre, dann ist das demotivierend. Hier gilt es, ein angemessenes Verhältnis zwischen ausreichender Einsatzstärke zur Bewältigung des Schadenfalls und den leistbaren Ressourcen einer Feuerwehr zu finden. 

Verwaltung, Politik und Feuerwehren haben nach konstruktiven Gesprächen die Anfangsprobleme inzwischen weitgehend ausräumen können. Allen aktiven Feuerwehrleuten möchten wir an dieser Stelle unseren ausdrücklichen Dank aussprechen – nicht nur für die „Sondereinsätze“ durch Softwareumstellung, sondern für ihr Engagement insgesamt. Die Feuerwehren sind (nicht nur) in brenzligen Situationen Retter in der Not, sondern leisten drüber hinaus auch einen wesentlichen Beitrag im kulturellen Bereich – ob Laternenumzug, Grillabend, Ferienprogramm oder vieles mehr. 

Um die lebensrettende Aufgabe der Leitstelle auch zukünftig zu gewährleisten, den steigenden Einsatzzahlen und der absolut erforderlichen einwandfrei funktionierenden Technik auf dem neuesten Stand gerecht zu werden, stehen wir in Stormarn in 2017 vor der Aufgabe, die zwingend erforderliche räumliche Erweiterung der IRLS umzusetzen. In den politischen Gremien wird ein Neubau der Leitstelle diskutiert, um nicht nur kurzfristig, sondern auf längere Sicht den lebenswichtigen Leistungsstandard erfüllen zu können. Die CDU-Fraktion spricht sich ausdrücklich für einen Neubau aus und hofft auf erfolgreiche, zügige und konstruktive Planungen aller Beteiligten. Die Bürgerinnen und Bürger sollen in Notfällen die Gewissheit haben, schnellstmöglich Hilfe zu erhalten.