MIT Stormarn besucht Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld

16.09.2021

Wirksame Klimapolitik durch Energiegewinnung aus Abfällen: Informationsbesuch der MIT Stormarn der CDU in der EEW Stapelfeld GmbH

Energiegewinnung aus Abfällen als Musterprojekt für eine wirtschaftspolitisch konstruktive und ökologisch wirksame Klimapolitik: Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Stormarn der CDU informierte sich bei der EEW Energy from Waste Stapelfeld GmbH vor Ort über ein Unternehmen, das am Industrie- und Agrarstandort Schleswig-Holstein in langjähriger Praxis demonstriert, wie technologischer Fortschritt effizient zum Erreichen der Klimaziele beitragen kann. Dr. Martin Lüdiger, Kreisvorsitzender der MIT Stormarn, wurde bei seinem Besuch von den beiden CDU-Bundestagskandidaten Franziska Hoppermann (Wahlkreis 22, Hamburg-Wandsbek) und Dr. Thomas Peters (Wahlkreis 10, Herzogtum Lauenburg-Stormarn-Süd) sowie von Tobias Koch, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kieler Landtag, und dem früheren Wandsbeker CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke begleitet.

Morten Holpert, Technischer Geschäftsführer der EEW Stapelfeld, informierte die Gäste vor allem über das laufende Großprojekt seines Unternehmens, das nach aktuellem Stand etwa 200 Millionen Euro kosten wird — eine Investition, die wesentlich auch der Klimaneutralität zugute kommen soll.
Es geht dabei um zwei Neubauten in Stapelfeld:
1.    Ein Müllheizkraftwerk (MHKW) als Ersatz für die Bestandsanlage mit vergleichbarer Kapazität für die Verwertung von Abfall.
2.    Eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage zur Umsetzung der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Klärschlammverwertung in der Region.

Holpert sagte, die bestehende Müllverbrennungsanlage sei seit mehr als vier Jahrzehnten in Betrieb. Dank technologischer Weiterentwicklungen könnten mittlerweile bei vergleichbarer Verbrennungskapazität deutlich höhere Effizienzgrade erreicht werden. Die künftige Anlage werde die Leistung der bestehenden weit übertreffen: Die Fernwärmeabgabe könne auf bis zu 400.000 Megawattstunden erhöht werden. Die Stromeinspeisung werde sich mehr als verdoppeln. Dabei würden die zulässigen Emissionswerte weit unterschritten, was reichlich Spielraum für künftige Reduzierungen von Grenzwerten lasse. Jedes Jahr, so Holpert, seien in Stapelfeld 320.000 bis 350.000 Tonnen Abfall sicher und emissionsarm verwertet und jährlich 31.000 Haushalte mit Fernwärme (254.000 Megawattstunden im Jahr) versorgt worden, und 2020 habe EEW etwa 130.000 Megawattstunden umweltfreundlichen Strom für rund 39.000 Haushalte geliefert.
Außerdem schaffe EEW mit der neuen Klärschlamm-Verbrennungsanlage die Voraussetzung dafür, entsprechend der neuen Klärschlamm- und der Düngeverordnung umweltschonend Klärschlämme zu verwerten und zum Beispiel eine so wichtige Ressource wie Phosphor in den energetischen Kreislauf zurückzuführen.

Auf der Großbaustelle für die beiden Anlagen, die insgesamt etwa zwei Hektar auf dem bestehenden Areal von EEW einnehmen werden, berichtete Geschäftsführer Morten Holpert vom Verlauf des anspruchsvollen Genehmigungsverfahrens. Bereits 2017 hat EEW mit Voruntersuchungen begonnen, 2018 wurde der Genehmigungsantrag beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Schleswig-Holstein eingereicht.
Nach Einwendungen, Überarbeitung und erneuter Auslegung der Genehmigungsanträge zu Beginn dieses Jahres durfte vorbehaltlich der Genehmigung bereits mit den ersten Schritten des Baues begonnen werden. EEW erwartet die Genehmigung im Oktober 2021 und plant die Inbetriebnahme der beiden Anlagen für 2023. Das kosten- und zeitaufwendige Genehmigungsverfahren, so Holpert, habe EEW bereits 1,5 Millionen Euro gekostet. Allein die Unterlagen des Genehmigungsverfahrens hätten 18 Ordner umfasst, die in Papierform an 24 Träger öffentlicher Belange hätten verteilt werden müssen.

Für den MIT-Kreisvorsitzenden Dr. Martin Lüdiger war dies ein weiteres Beispiel dafür, dass in Deutschland Genehmigungsverfahren zu kompliziert sind und zu lange dauern, also Fortschritte durch Investitionen hemmen. Auf die Frage, welche Änderungen Investoren als schneller zielführend ansähen, antwortete Morten Holpert: „Wir sollten uns an Dänemark und anderen skandinavischen Staaten ein Beispiel nehmen. Die hatten ähnliche Probleme wie wir, haben aber ihre Verwaltungsstruktur  reformiert und Verfahren pragmatischer gestaltet, so dass es dort zügiger vorangeht.“ CDU-Fraktionschef Tobias Koch nahm die Anregung auf, dass bei einem jahrelangen Genehmigungsprozess schon die Halbierung der Auslegungsfristen von vier auf zwei Wochen ein großer Zeitgewinn sein könne. Holpert sagte aber auch, dass er froh sei, das laufende Projekt in Schleswig-Holstein abzuwickeln: „Insbesondere die Wirtschaftsförderung des Landes hat uns sehr unterstützt. So bekommen wir knapp sieben Millionen Euro an Förderung aufgrund hoher Energieeffizienz.“

Die thermische Abfallverwertungsanlage in Stapelfeld wurde 1979 von der Hansestadt Hamburg sowie den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg in Betrieb genommen und ist seit 2003 Teil der heutigen EEW Energy from Waste-Gruppe, die seit 2016 zum chinesischen Konzern Beijing Enterprises Holdings Limited gehört. Das Werk in Stapelfeld ist eine von derzeit 17 EEW-Anlagen in Deutschland und im benachbarten Ausland, die insgesamt 1250 Mitarbeiter*innen beschäftigen. EEW Stapelfeld hat aktuell rund 70 Beschäftigte, ist Ausbildungsbetrieb und arbeitet mit rund 250 regionalen Lieferanten zusammen.